48 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
F. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie
waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentums bekehrt
(tioo). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen
Altmark.
Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über
die Elbe vor und setzten sich in der Altmark sest. Zwischen ihnen und unseren Vor-
fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid-
nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich 1. und
Otto I. (Hermann Billuug) und später unter dem Markgrasen Albrecht dem Bären
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sich mit den Deutschen. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wuche)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre J415 kam Friedrich I.,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Alimark, und den
Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altmark ist das ^tammland oder die Wiege
Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegeu, Tangermünde waren die Hauptstädte.
Während des schreckliche,? 30 jährigen Krieges (1618 —4hatte die Altmark
von den Kaiserlichen lind den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen-
zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sicb die Altmark wieder.
Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark.
Der Franzosenkaiser Napoleon 1- hatte unser Vaterland erobert und bildete aus den
Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues sran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
G. Sagen.
1. per Roland in Stendal.
Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler
Rate als weitgereister Bildhaner vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus-
gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, ivie sie allenthalben die Bürger-
Häuser, die Stadttore, der Dam und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten
mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster
lehnte und über den weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete,
meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber
leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat
meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her-
stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten
dein Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter
lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld
kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid
entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er
erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben
wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstannt und mißgestimmt, daß das
schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reicks-
freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat-
Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier nicht, wie
ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht
nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn mir nicht länger haben". Schon mischt
sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Heinrich Otto_I. Hermann_Billuug Albrecht Albrecht Albrecht Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrichs Napoleon Roland Roland Roland Roland
zwei andere bilden zusammen die Provinz Sachsen. Nach welcher Him-
melsgegend müssen wir wandern, wenn wir in diese beiden andern Re-
giernngsbezirke unserer Provinz gelangen wollen? An der Spitze einer
Provinz steht ein Oberpräsident. Die Stadt, in welcher er seinen Sitz
hat, ist die Hauptstadt der Provinz.
Die Provinz Sachsen Jift eine von den 12 Provinzen des
preußischen Staates. Derselbe wird seit 15. Juni 1888 vom Könige
Wilhelm Ii. beherrscht.
Der von seinem Großvater Wilhelm I. 1870 und 71 gegen die
Franzosen geführte Krieg hat unserm Volke die so lang ersehnte deutsche
Einheit gebracht. Seit jener Zeit ist der König von Preußen auch zugleich
Kaiser des deutschen Reiches. Wann war Kaiser Wilhelm I. geboren?
Wann ist er gestorben? Wer war sein Nachfolger? Wann war Kaiser
Friedrich Iii. geboren? Wann ist der Geburtstag Kaiser Wilhelms Ii.?
Die drei Regierungs-Bezirke unserer Provinz heißen Mag-
deburg, Merseburg und Erfurt.
Der Regierungs-Bezirk Magdeburg besteht aus sol-
genden 16 Kreisen:
1. Magdeburg (Stadtkr.), 7. Jerichow Ii. 12. Stadtkr. Halberstadt,
2. Wanzleben, (Genthin), 13. Landkr. Halberstadt,
3. Calbe, 8. Osterbnrg, 14. Oschersleben,
4. Wolmirstedt, 9. Salzwedel, 15. Aschersleben,
5. Neuhaldeusleben, 10. Stendal, 16. Wernigerode.
6. Jerichow I. (Burg), lt. Gardelegen,
Der Reg.-Bezirk Merseburg besteht aus folgenden 17
Kreisen:
1. Liebenwerda, 8. Halle (Stadtkreis), 14. Mansfelder Seekr.
2. Schweinitz, 9. Merseburg, (Eisleben),
3. Torgau, 10. Weißenfels, 15. Sangerhausen,
4. Wittenberg, 11. Naumburg, 16. Querfurt,
5. Bitterfeld, 12. Zeitz, 17. Eckartsberga.
6. Delitzsch, 13. Mansfelder Gebirgs-
7. Saalkreis, kreis (Mansfeld),
Der Reg.-Bezirk Erfurt besteht aus folgenden 12 Kreisen:
1. Nordhausen (Stadtkr.), 5. Stadtkr. Mühlhausen, 10. Landkr. Erfurt,
2. Grafschaft Hohenstein 6. Landkr. Mühlhausen, lt. Schleusingen,
(Landkr. Nordhausen), 7. Langensalza, 12. Ziegenrück.
3. Worbis, 8. Weißensee,
4. Heiligenstadt, 9. Stadtkr. Erfurt,
An der Spitze der Stadtkreise (Magdeburg, Halberstadt, Halle, Nord-
hausen, Mühlhausen und Erfurt) steht kein Landrat, sondern der Ober-
bürgermeister der betreffenden Städte.
Unsere Provinz hat eine Größe von 460 Quadratmeilen und
über 21/2 Millionen Einwohner (genau 2699207 nach der Zählung
vom 2. Dezember 1895). Sie grenzt im Westen an die Provinz Hessen,
das Herzogtum Brauuschweig und die Provinz Hannover, im Norden
an die Provinzen Hannover und Brandenburg, im Osten an die
Provinzen Brandenburg und Schlesien, im Süden an das König-
reich Sachsen und die thüringischen Staaten.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich Wilhelms Wilhelms Calbe Osterbnrg Salzwedel Liebenwerda Schweinitz Bitterfeld Eckartsberga Saalkreis Worbis Weißensee
Kurze Uebersicht d. Geschichte d- europ. Völker. Izz
seinen Freunden, hinaussehend in die Wintergegend:
„Hier bin ich geboren; wie wenn ich auch hier ster-
den sollte?" — Und er starb hier wirklich an dem
folgenden Tage, des Morgens um 2 Uhr, nachdem
er zuvor noch die Frage eines der Anwesenden:
„Ehrwürdiger Vater, wollt ihr auf die Lehre von
Christo, wie ihr sie gepredigt, sterben?" — mit ver-
nehmlicher Stimme: Ja! geantwortet hatte. Sem
Leichnam wurde nach Wittenberg gebracht und dort
beygesetzt. —
Nicht lange nach Luthers Tode — noch in dem-
selben Jahre — kam es zum Kriege zwischen den
Protestanten und den Katholiken. Wohl hatten
jene jetzt siegen können; es fehlte ihnen nicht an
Heeresmacht, noch an Gelde, den Krieg zu führen;
aber an Einigkeit. Unentschlossen und zögernd
ließen sie den günstigen Augenblick vorübergehn.
Der Kaiser zog neue Truppen an sich und wußte
selbst einen mächtigen protestantischen Fürsten auf
seine Seite zu ziehn, — den Herzog Moritz von
Sachsen, obwohl dieser ein naher Vetter von dem
Churfürsten Johann Friedrich und ein Schwie-
gersohn des Landgrafen Philipp von Hessen, den
beyden Häuptern der protestantischen Parthey, war.
Moritz, verschlossen und unredlich, ehrsüchtig und
nur auf die Vergrößerung seiner Macht sinnend,
gelobte seinem Vetter, als dieser gegen den Kaiser zog, >
das Churfürstenthum zu beschützen, und doch siel er,
als der Krieg in dem südlichen Deutschland begon-
nen hatte, in das unbeschützte Land ein. — Eilends
und entrüstet über die Falschheit des Blutsfreundes
ging Johann Friedrich zurück. — Der Kaiser folgte
ihm und besiegte ihn bey Mühlberg an der Elbe.
Mit der Schlacht verlor der Churfürst die Freyheit,
und auch Philipp, der sich auf die zweydeutigen
Versprechungen des Kaisers verließ und zu diesem
eilte, war nach wenigen Tagen ein Gefangener.
Moritz wurde für seine Untreue belohnt und erhielt
das Land seines unglücklichen Vetters.
Nur als einen Kampf um Land und Leute
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Extrahierte Personennamen: Christo Moritz_von
Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Philipp Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Luthers Deutschland
196 Fünfter Abschnitt.
ten, und diese immer mib Gondeln oder Kähnen
bedeckt. — Nur ein Platz, der Markusplatz, der
mit den schönsten Gebäuden umgeben ist und eine
freye Aussicht auf das Meer bietet, dient den Ein-
wohnern zum Spatziergange. Auf Murano, einer
Insel bey Venedig, war ehemals die berühmteste
Spiegelfabrik, die indeß jetzt von der französischen
und deutschen übertroffen wird. Padua an der
Brenta hat eine Universität und Verona an der
Etsch (Bürger's Lied vom braven Manne) viele Sei-
den- und Wollenfabriken.
3. Das Königreichsachsen, nebst den säch?
fischen Herzogtümern. (527 lum.)
Die Grenzen des Königreiches zeigt die Charte.
Dieses Land war schon zu' Heinrichs I. Zeiten eine
der wichtigsten deutschen Provinzen, vor allen seit
der Entdeckung der ergiebigen Silderbergwerke im
Erzgebirge. Wie wichtig diese waren, geht schon
daraus hervor, daß man früher nicht selten große
Stücken gediegenen Silbers losbrach, welche, wie
dasjenige, an welchem der Herzog Albrecht von Sach-
sen 1477 mit seinem Hofstaate speiste, oft mehre
Centner wogen. Seit 1423 war das Land ein Ehur-
fürstenthum. — Um das Jahr 1440 regierte über
dasselbe der Churfürst Friedrich der Sanftmüthige.
Er hatte einen seiner Edelleute Kunz von Kau-
fungen beleidigt, und dieser beschloß sich an sei-
nem Fürsten zu rächen. Er eilte nach Altenburg
und raubte von dem dortigen Schlosse den \ 1445
Friedrichs Söhne, Ernst und Albrecht, die er
nach Böhmen zu führen gedachte, um von dem Chur-
fürsten ein bedeutendes Lösegeld zu erpressen. Er
war schon bis in die Gegend von Frey bürg ge-
kommen, als der Köhler Schmidt, dem sich die
Prinzen entdeckten, Kunze'ns Plan vereitelte und
diesen in die Hände der Gerechtigkeit lieferte. Die
Nachkommen dieser beyden Prinzen -beherrschen
Sachsen noch jetzt. Zuerst folgte. Ernst seinem Va-
ter in der Churwüxde, während Albrecht das Her-
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Extrahierte Personennamen: Murano Heinrichs_I. Albrecht_von_Sach- Albrecht Friedrich Friedrich Kunz Friedrichs Ernst Albrecht Albrecht Frey Köhler_Schmidt Ernst Albrecht
Die einzelnen europäischen Staaten. 171
dem Kirchenverbesserer bey siel und auf Luthers Rath
Preußen in ein weltliches Herzogthum verwandelte,
und sich selbst zu dem Lutherthume bekannte (1525).
— Die Churfürsten von Brandenburg dagegen wa-
ren wider die Reformation, vor allen Joachim I.
(1499—1537), weil ihn Luther persönlich beleidigt
hatte, obwohl er nicht ganz verhüten konnte, daß
die Kirchenverbesserung Eingang in seinen Landern
fand. Sein Sohn und Nachfolger Joachim Ii.
dachte schon günstiger über die Kirchenverbesserung,
der er selbst beytrat, obwohl er an dem schmalkal-
dischen Kriege keinen Antheil nahm, weil er seinem
Lande keine neue Lasten auflegen und ganz für
dasselbe leben wollte. Seinem Beyspiele folgten
seine Nachkommen und so blühete das Land immer
herrlicher auf. —
Im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts
wurde es durch das Herzogthum Preußen erweitert,
das der Churfürst Johann Siegesmund
(1608—1619) im Jahr 1611 von Polen zur Lehn
erhielt. Aber nun kamen auch bald die Schrecken
des dreißigjährigen Krieges über die Marken, hier
wie überall den Wohlstand mindernd und blühende
Städte in Aschenhaufen verwandelnd *), obwohl die
Churfürsten nur wenig thätigen Antheil an dem
Kriege nahmen. In dem Frieden wurde das Land,
wie oben erzählt ist, bedeutend erweitert und jetzt
hatte es auch an Friedrich Wilhelm, dem
großen Churfürsten, einen Regenten, der das tief
gesunkene und verheerte Land wieder zu heben und
blühend zu machen wußte, indem er neue Anbauer
in die entvölkerte Mark zog und den Frieden durch
Bündnisse mit den Nachbaren zu erhalten suchte.
Auch auswärts erwarb er sich einen großen Namen,
indem er 1672 den Holländern, welche Ludwig
Xiv. (s. unten Frankreich) mit einem ungerechten
*) In der Priegnltz wurde nach dem dreißigjährigen Kriege
nur ein Prediger und in vielen Dörfern kein einziger
Einwvhner gefunden.
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Ii Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig
Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Luthers Brandenburg Polen Frankreich
172
Fünfter Abschnitt.
Kriege überzog, tapfern und wichtigen Beystand
leistete und die Schweden, welche wahrend seiner
Abwesenheit in die Marken eingefallen waren, 1675
bey Fehrbellin völlig schlug.' — Gegen das Ende
seiner Regierung — er starb 1688 — nahm er
20,000 französische Familien, welche nach der Auf-
hebung des Edicts von Nantes 1685 (S. 139) aus
ihrem Vaterlande flohen, in seine Staaten auf. "-Er
hinterließ das Land blühend und reich seinem Sohne
Friedrich Iii. der sich den y 1701 selbst in
Königsberg die Krone aufsetzte und sich nun als
König von Preußen Friedrich I. nannte. Er war
ein Fürst, der den Glanz liebte und dadurch das
Land in Schulden stürzte. Sein Sohn und Nach-
folger Friedrich Wilhelm I. lebte um so spar-
samer und machte dadurch das Land nicht allein
wieder schuldcnftey, sondern hinterließ auch seinem
Sohne Friedrich dem Großen, der 1740 den
Thron bestieg, nebst einem trefflichen Heere einen
Schatz von fast 9 Mill. Thalern. So sparsam
Friedrich Wilhelm I. auch war, so gab er doch gern,
nützliche Einrichtungen zu befördern, Geld her und
namentlich bewilligte er zur Anlage von Land- und
Bürgerschulen mehrmals bedeutende Summen.
Friedrich der Große, von seinem Vater
sehr streng erzogen, ist in jeder Hinsicht einer der
größten Fürsten des vorigen Jahrhunderts.
Er war ein großer Feldherr, aber auch ein
weiser Fürst, fast immer thätig und von frühem
Morgen bis des Abends spät mit Regierungsange-
legenheiten beschäftigt, ein väterlicher Freund aller
seiner Unterthanen, die bey ihm immer offnes Ge-
hör fanoen, die er nicht selten, wenn sie verarmt
waren, mit wahrhaft königlichen Geschenken wieder
zu neuem Wohlstand brachte, ein Beschützer der
Künste und Wissenschaften, ein Beförderer jeder
nützlichen Einrichtung und vor allen des Ackerbaues.
— So legte er in Schlesien allein 213 neue Dör-
fer an. — 2hm verdankte Preußen eine Gesetzge-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_der_Große Friedrich
Die einzelnen europäischen Staaten. Ih7
zogthum erhielt. Ernft's Nachfolger Friedrich
der Weise ist als Luthers Beschützer schon oben
genannt; seine Nachfolger bekannten sich zuerst zu
der evangelischen Lehre, die sie in ihren Ländern
einführten. Allein sie mußten dafür schwer büßen,
indem Johann Friedrich durch die Schlacht bey
Mühlberg (s. ob. S. ioz.) die Freyheit und an
seinen Better Moritz, einen von Albrechts Nach-
kommen, die Churwürde verlor. Von dieser Zeit
an herrschte die albertinische Linie in dem Chur-
fürstenthum. — Traurige Zeiten waren für dieses
Land die Jahre des dreißig - und des siebenjährigen
Krieges, da beyde Kriege vorzüglich in Sachsen ge-
führt wurden. — Von 1697 an traten die Chur-
fürsten von Sachsen zur katholischen Kirche über,
um sich dadurch die polnische Königskrone zu er-
werbe», die sie eine Zeitlang besaßen. 1806 wurde
nach der Stiftung des Rheinbundes, dem der
Churfürst August Iii. beytrat, das Land zu einem
Königreiche erhoben. — Nach dem pariser Frieden
hat das Land an Umfange bedeutend verloren, und
durch die deutschen Befreyungskriege abermals sehr
gelitten, da der Krieg den ganzen Sommer igiz
in Sachsen geführt wurde.
Sachsen ist auch jetzt noch eines der wichtigsten
deutschen Lander, da in ihm überall Kunstfleiß
herrscht und alle Produkte des Landes auch in ihm
verarbeitet werden. Das Nöthige hierüber wird wei-
ter unten bey den einzelnen Städten angeführt wer-
den und daher hier nur die Bemerkung, daß in
dem Erzgebirge viele Spitzen geknöppelt und sehr
viele Schachteln gemacht und verkauft werden.
Dresden an der Elbe, über welche eine stei-
nerne Brücke, ist die Hauptstadt des Landes. Sie
ist schön gebauet und hat viele Sehenswürdigkeiten
(die Gemaldegallerie, das grüne Gewölbe) und Fa-
briken. Vor der Stadt ist eine Spiegelpoliermühle,
wo die in Senftenberg gegosienen Spiegel wei-
ter bearbeitet werden. — Meißen, ebenfalls an
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Albrechts Albrechts August
Fünfter Abschnitt.
Sl6
Land feinen vier Söhnen, die es unter sich theilten,
und deren Nachkommen noch jetzt das Land getheilt
besitzen. Den größten Theil des Landes beherrschen
die Nachkommen des ältesten seiner Söhne, Wil-
helms Iv., den kleinern, Hessendarmstadt, die Nach-
kommen von Ludwig Ul Der Antheil, den Phi-
lipp und Georg, die jüngsten von Philipps des Groß-
müthigen Söhnen erhielten, wurde, da sie kinderlos
starben, mit den beyden Hauptlandern wieder verei-
nigt. —
i. Die Landgrafschaft Hessen, welche
1803 zu einem Churfürstenthum erhoben war, theilte
das Schicksal der angrenzenden hannövrischen und
Preußischen Lander. Ohne daß der Churfürst Wil-
helm I. 1806 an dem Kriege gegen Frankreich Theil
genommen hatte, wurde sein Land besetzt und zu
dem neuen Königreiche Westphalen geschlagen. Erst
1813 erhielt es der rechtmäßige Besitzer zurück. —
Die Hauptbeschäftigung der Einwohner (welche sich
größtcntheils zur reformirten Kirche bekennen), ist
neben der Viehzucht und dem Ackerbau das Spinneu
und Leinwandweben.
Cassel, die Hauptstadt, liegt an der Fulda,
in einer sehr schönen Gegend und ist zum Theil (die
obere Neustadt) sehr schön gebaut. Unter den Fa-
briken der Stadt ist eine Cattundruckerey, eine Stein-
gut-, Papiertapeten - und Lackir-Fabrik nennens-
werth. In der Nähe der Stadt liegt im Habichts-
walde das prachtvolle Lustschloß Wilhelmshöhe,
mit sehenswerthen Springbrunnen und künstlichen
Wasserfällen. —- Großalmerode, ein D., ist ei-
ner der wichtigsten Fabrikorte, indem hier jährlich
allein für mehr als 60,000 Thaler Schmelztiegel aus
Thon gebrannt werden, die selbst den passauer Tie-
geln noch vorzuziehn sind. — Allendorf hat ein
schon 973 bearbeitetes Salzwerk, Hofgeismar ei-
nen Gesundbrunnen, Eschwege an der Werra Wol-
lenfabriken, Witzenhausen an demselben Flusse
Weinbau, Frankenberg an der goldreichen Eder
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Georg Philipps Philipps Cassel
Extrahierte Ortsnamen: Hessendarmstadt Frankreich Fulda Hofgeismar Eschwege Werra_Wol- Witzenhausen Frankenberg
Fünfter Abschnitt,
r. Preußen,
unser Vaterland, besteht aus zwey Haupttheilen, von
denen der größere, östliche an Rußland, der kleinere
und westliche, von jenem getrennt, an Frankreich
und die Niederlande grenzt. Die übrigen Grenzen
zeigt die Charte. — Der ganze Staat enthalt jetzt
5000 Ihm., auf denen etwa io Millionen Men-
schen leben.
Der Staat besteht aus verschiedenen Provin-
zen, welche unser schon in frühern Zeiten berühm-
tes Königshaus nach und nach, mehr durch Ver-
trage und Erbschaften, als durch blutige Kriege ge-
wann. Das Stammhaus dieser Regentenfamilie ist
Hohenzollern im südlichen Deutschlande, zwey
Meilen von Tübingen, bey welchem früher ein
Zoll erhoben wurde. Gegen das Ende des zwölften
Jahrhunderts erhielt Konrad I., ein Graf von
Zollern, von seinem Schwager, dem Kaiser Frie-
drich I. das Burggrafthum Nürnberg, wozu sich
seine Nachkommen die Herrschaft über manche Städte
z. B. über Erlangen erkauften, wahrend sie sich
zugleich durch rühmliche und ritterliche Thaten aus-
zeichneten. Sie besaßen diese Lander an den Ufern
der Regnitz bis in das fünfzehnte Jahrhundert,
wo der Burggraf Friedrich J. von dem Kaiser
Siegesmund die Mark Brandenburg erkaufte.
Mit dem Lande erhielt er die Churwürde.
Das in ganzen unfruchtbare Land, in dem
große Sandflachen mit Sümpfen abwechselten, wuß-
ten die Nachkommen Friedrichs in einen bessern Zu-
stand zu versetzen, indem sie Handel'und Gewerbe
beförderten und die noch oft rohen Einwohner bil-
deten. So ließen sie z. B. schon 1488 mehre Buch-
druckereyen und Apotheken in dem Lande anlegen.
Kurz vor der Reformation wurde Albrecht,
ein Prinz aus diesem Hause, zum Hochmeister des
deutschen Ordens (s. ob. S. in.) gewählt, ein
trefflicher Regent, von hellen Einsichten, der bald
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Konrad_I. Friedrich_J. Friedrich Friedrichs Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Niederlande Burggrafthum_Nürnberg Brandenburg Friedrichs
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300. a) Welche berhmte <Bnne wird in die Zeit Albrechts I. verlegt? b) Welches wirkliche Ereignis liegt ihr zugrunde?
a) Die Tellsage; b) unter Albrecht I. ist die schweizerische Eidgenossenschaft der tbte Schwyz, Urt und Unter-roalben entstauben.
301. Nenne die nun folgenden Herrscher bis zum Beginn der dauernden Herrschaft der Habsburger!
Heinrich Vii., Vubtoifl der Bayer. Kar! Iv., Wenzel, Auvrecyt^voittet Pfalz^ Sigismund.
302. Welchem Hause gehrte Ludwig der Bayer an, welchem die brigen auer Ruprecht?
Lubwia tr^ pin gtsitfpt^finr'hpr (Nr. 252 und 253), Heinrich Vii., Karl Iv., Wenzel und Sigismund gehrten zum Hause Luxemburg oder Lhelburg. spter auch Bhmen genannt
303. Woher erhielt das Haus Luxemburg diesen Namen?
Ein Sohn Heinrichs Vii. gewann durch Heirat Bhmen und Mhren. Karl Iv. und sein Sohn Wenzel, kurze Zeit auch Sigismuub waren zugleich beutsche Kaiser und Könige von Bhmen.
304. Welchen Gegenkaiser hatte Ludwig der Bayer, aus welchem Hause, welchen Verlaus nahm der Kampf zwischen ihnen?
I Der Gegenkaiser Lnbwigs war Friedrich der Schotte von / Oesterreich; er wrbe 1322 bei Mhldorf am Inn besiegt / und gefangen, spter jeboch unter dem Versprechen der ' Rckkehr entlassen. Er hielt sein Versprechen, was den Kaiser so rhrte, ba er ihn zu seinem Mitregenten machte. (Deutsche Treue", Gedicht Schillers).
305. Nenne 2 weitere wichtige Ereignisse unter Ludwig dem Bayer.
1. Unter ihm fanb der Kurverein zu Rense statt (No. 198).
2. Nach dem Aussterben der Askanier (Sjto. A32) gab er seinem Sohne Ludwig die Mark Brandenburg, die den Bayern oder Wittelsbacher 50 Jahre verblieb. (1324 1373).
306. Wie lange regierte Karl Iv.?
13461378
307. Nenne die bedeutsamen Ereignisse seiner Regierung mit Angabe der Jahreszahl!
1. Unter ihm wizrbe 135ti die aoldene Bulle erlassen. 2. Er grndete in Prag die erste deutsche Ntversitt (1348).
3. Er erwarb 13 <3'von irrtrctrshraf die Mark Braudeuburf:-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Albrechts_I. Albrecht_I. Albrecht_I. Heinrich_Vii Heinrich Iv. Sigismund Ludwig_der_Bayer Ludwig Lubwia Heinrich_Vii Heinrich Karl_Iv. Karl_Iv. Sigismund Heinrichs Heinrichs Karl_Iv Karl Ludwig_der_Bayer Ludwig Lnbwigs Friedrich_der_Schotte Friedrich Ludwig_dem_Bayer Ludwig Ludwig Ludwig Karl_Iv. Karl_Iv.